PhV BW begrüßt die Pläne der Landesregierung für G9 in vielen Punkten

    • „Wir freuen uns – das flächendeckende G9 kommt, und die Ausgestaltung scheint viele unserer zentralen Forderungen zu berücksichtigen!“
    • Wichtige Weichen für gymnasiale Reife von morgen sind gestellt: Demokratiebildung, Grundlagenfächer, Informatik, Naturwissenschaften werden gestärkt.
    • Der PhV BW setzt sich ein für eine klare, verbindliche Stundentafel und die Fixierung von Inhalten in den Bildungsplänen auf Ebene der Klassenstufen.

    Der Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW) freut sich sehr darüber, dass die Schülerinnen und Schüler schon bald auch bei uns im Land am allgemeinbildenden Gymnasium wieder 9 Jahre Zeit zum Lernen bis zum Abitur haben. Damit ist die Landesregierung dem Wunsch vieler Eltern, Schülerinnen und Schüler sowie des PhV BW gefolgt. Wie bereits in anderen Bundesländern wird mehr Zeit für Bildung und damit verbundener Persönlichkeitsentwicklung ermöglicht. „Das ist auch ein Schritt zur Chancengerechtigkeit innerhalb Deutschlands für unsere Abiturientinnen und Abiturienten, wenn sie sich um einen Studienplatz bewerben“, so Martina Scherer, Landesvorsitzende des PhV BW.

    Das G9-Konzept der Landesregierung enthält innovative Verbesserungen, die dem Philologenverband von Anfang an wichtig waren: Klassenlehrer- und Mentoring-Stunden helfen, soziale und Orientierungskompetenzen sowie Lebenskompetenzen („Life skills“) zu erwerben und individueller Förderung mehr Raum geben zu können. Die pädagogische Arbeit der Lehrkräfte bekommt nun auch im Gymnasium die notwendigen Ressourcen und Räume. „Die Chancen für Projekt- und fächerübergreifenden Unterricht schätzt der PhV sehr“, erklärt Martina Scherer, „auch die musisch-künstlerischen Fächer können hier gut in Kooperationen eingebunden werden.“

    Dazu müssten aber auch die Stundentafeln für die einzelnen Klassenstufen verbindlich festgelegt werden, ebenso im Bildungsplan innerhalb der Fächer die Themen, die in einer bestimmten Klassenstufe unterrichtet werden. Durch Festlegung der Inhalte auf bestimmte Klassenstufen können fächerverbindende Vernetzungen besser angestrebt werden. Vernetztes Denken ist ein zentraler Aspekt gymnasialer Bildung, der in den letzten Jahren durch die Zusammenfassung mehrerer Jahrgänge bei den Bildungsplänen vernachlässigt worden ist. Einzelne Schulen oder gar einzelne Lehrkräfte können diese komplexen Planungsfragen nicht „mal eben“ in ein paar Nachmittagskonferenzen klären. Die Aufgabe der Lehrkräfte sollte es vielmehr sein, den Unterricht im neuen Rahmen mit didaktischen und methodischen Mitteln für die jeweilige Lerngruppe passend zu realisieren. Der Fokus der Lehrkräftearbeit sollte wieder näher an den Schülerinnen und Schülern sowie der konkreten Umsetzung von Unterricht sein dürfen.

    Zudem kann eine verbindliche Zuweisung der Bildungspläne in der Zukunft einen großen Mehrwert für die Schülerinnen und Schüler bringen: Wenn die Schulbücher perspektivisch nur für eine statt für mehrere Klassenstufen konzipiert werden könnten, wären sie deutlich dünner und preisgünstiger – gut für die Schulträger und für die Schultern, die diese Bücher tragen müssen!

    Beim Blick auf die Fächer liegt vieles nahe an den Wunschvorstellungen des PhV: Für Deutsch, Mathematik und erste Fremdsprache sind in der Unterstufe mehr Stunden vorgesehen, um die Grundlage für ein erfolgreiches Lernen am Gymnasium zu legen. Die gesellschaftswissenschaftlichen Fächer werden zeitlich und strukturell gestärkt, Wege und Werte in einer demokratischen Gesellschaft sollen erlernt und erfahrbar werden. „Aber es bleibt abzuwarten, wie die außerunterrichtlichen Lernorte und der AG-Bereich für das ganzheitliche Lernen ausgestaltet werden“, so Scherer weiter. Weiteren Aufgaben der Zukunft wird durch die Stärkung der Naturwissenschaften und die Einführung eines durchgehenden Informatikunterrichts Rechnung getragen, was in Zeiten von KI unerlässlich ist.

    Nicht glücklich wäre der PhV über die Streichung des Profils IMP (Informatik, Mathematik, Physik), das erst vor wenigen Jahren mit viel Einsatz der Lehrkräfte aus dem Boden gestampft und von vielen Schulen implementiert wurde. Hier müsste zumindest ein Transfer von gewonnenen Erfahrungen und erarbeiteten Inhalten in andere naturwissenschaftliche Fächer oder im Hinblick auf das Fach Informatik in Betracht gezogen werden.

    Der PhV hatte ein eigenes Konzept für die Ausgestaltung von G9 vorgelegt und mit dem Begriff InNOVAtionsgymnasium G9 für ein neu ausgerichtetes G9 geworben.

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