„Zu eindimensional“: PhV NRW kritisiert aktuelle ifo-Studie

    • NRW landet im Mittelfeld der Untersuchung
    • Nicht nur das Abitur ist ein wertiger Schulabschluss
    • Durchlässigkeit zwischen Schulformen muss verbessert werden

    Der nordrhein-westfälische Philologenverband (PhV NRW) kritisiert die jüngste Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung (ifo). Die Autorinnen und Autoren der Untersuchung namens „Ungleiche Bildungschancen: Ein Blick in die Bundesländer“ vergleichen darin die Wahrscheinlichkeit eines Gymnasialbesuchs für Kinder mit „niedrigerem Hintergrund“ (kein Elternteil mit Abitur noch oberes Viertel der Haushaltseinkommen) mit der für Kinder mit „höherem Hintergrund“ (mindestens ein Elternteil mit Abitur und/oder oberes Viertel der Haushaltseinkommen). Die Studie lenkt den Blick vor allem auf die Bundesländer –, in denen die Bildungschancen laut Autorenteam sehr stark variieren. In Berlin, Brandenburg und Rheinland-Pfalz haben Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern demnach bessere Chancen, ein Gymnasium zu besuchen, in Bayern und Sachsen deutlich schlechtere.

    Nordrhein-Westfalen landet in der Untersuchung im Mittelfeld (Platz 10): Kinder mit „niedrigem Hintergrund“ haben hierzulande eine knapp 27-prozentige Wahrscheinlichkeit, ein Gymnasium zu besuchen, bei Kindern mit höherem Hintergrund liegt sie mehr als doppelt so hoch (60,9%). Zum Vergleich: Etwas mehr als 41% Prozent aller Grundschülerinnen und -schüler in NRW wechseln nach der Grundschule aufs Gymnasium.

    „Für uns erschließt sich nicht, warum in der Studie nicht auf die Bildungsabschlüsse geschaut wird“, kritisiert die PhV-Vorsitzende Sabine Mistler. „Dabei liegen die Bundesländer ganz vorn, die bei der aktuellen ifo-Studie auf den letzten Plätzen landen. Außerdem halten wir es für falsch, Bildungserfolg allein am Besuch des Gymnasiums festzumachen. Das ist zu eindimensional.“ Neben dem Abitur gebe es eine ganze Reihe anderer Schulabschlüsse, die ebenfalls ihren Wert hätten.  Aus Sicht des PhV können Schülerinnen und Schüler mit ihren unterschiedlichen Begabungen und Neigungen sich in einem vielgliedrigen Schulsystem bestmöglich entfalten. „Das erfordert allerdings einen ehrlichen Umgang mit den Fähigkeiten, Neigungen und Talenten der Kinder und Jugendlichen durch alle an Schule Beteiligte“, so Mistler. Dazu müsse die Durchlässigkeit zwischen den Schulformen des differenzierten und integrierten Schulsystems in Zukunft erheblich verbessert werden – wie der PhV NRW bereits seit vielen Jahren fordert.

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